Märchenstunde beim Stillen

 

Bestimmt haben Sie auch schon viel über das Stillen gehört.

Bevor Sie die­se Seite gefun­den haben. 

Es gibt eine Vielzahl von Märchen und Mythen zu diesem Thema.

Und span­nen­der­wei­se kom­men immer neue hinzu. 

Das hat mich zu die­sem Artikel inspiriert.

Das neu­es­te Märchen, das ich gehört habe ist:

  • Nur wenn die Stilleinlagen voll Milch sind, wird genug Milch gebildet.

Falsch. Was taten Frauen eigent­lich, bevor es Stilleinlagen gab? 

Oder ist das eine Erfindung der Industrie, die ihre Produkte unter die Frauen brin­gen möchte? 

Nein, Scherz bei­sei­te, natür­lich reagie­ren Frauen sehr unterschiedlich.

Bei man­chen tritt nie außer­halb des Stillens Milch aus, die Babys gedei­hen trotz­dem wunderbar.

Andere sind genervt davon, dass mehr oder weni­ger oft Milch ausläuft. 

Sollte die Milch aus­lau­fen, weil auch nach eini­gen Wochen noch viel mehr Milch pro­du­ziert wird, als Ihr Baby trinkt, lesen Sie hier wei­ter:  Zu viel Milch

Das sicherlich schwerwiegendste Märchen ist aber ganz sicher dieses:

  • Stillen ist in den ersten Wochen schmerzhaft.

Falsch! Schmerzen sind immer ein Alarmsignal des Körpers, dass etwas nicht rich­tig läuft. 

Suchen Sie also Hilfe, bis der Schmerz ver­schwun­den ist. 

Und war­ten Sie damit vor allem nicht. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie schnel­ler abstil­len, als der Schmerz ver­schwin­det, ist ziem­lich hoch.

Wenn Sie wegen Zahnschmerzen Ihren Zahnarzt auf­su­chen und der Ihnen sagt, dass der Schmerz in eini­gen Wochen von allein ver­schwin­det, wür­den Sie ver­mut­lich zum nächs­ten gehen, weil Sie ihm kein Wort glauben.

Weitere gän­gi­ge Märchen sind z. B.:

  • Man darf nur alle 2 Stunden anle­gen, weil sonst fri­sche auf ange­dau­te Milch trifft.

Falsch. Den Babys hat das nie­mand erzählt, denn sie hal­ten sich in der Regel nicht unbe­dingt an fes­te Zeiten. 

Muttermilch ist überdies nach 2 Stunden komplett verdaut. 

Angedaut ist die Milch schon, sobald sie im Magen ankommt — durch die Magensäure.

Stillen nach Bedarf bedeu­tet außer­dem, dass nach dem Bedarf des Babys ange­legt wird. 

Das kann folglich auch in kürzeren Abständen sein. 

Es heißt aber auch, nach dem Bedarf der Mutter, z. B. wenn die­se eine vol­le, span­nen­de Brust hat. 

Wird das Baby hin­ge­hal­ten, kann dies im schlimms­ten Fall zu einer nicht aus­rei­chen­den Gewichtszunahme führen.

  • Stillen verursacht Hängebrüste

Falsch. Die Hormonumstellung in der Schwangerschaft ver­ur­sacht in Vorbereitung auf die Geburt bereits wei­che­res Gewebe. 

Außerdem ist dies von gene­ti­schen Einflüssen abhängig. 

Das Stillen ist jeden­falls nicht Schuld daran.

Veränderungen durch das Stillen bil­den sich zurück. Wenn das auch eine Weile dauert.

  • Mit klei­nen Brüsten kann frau nicht erfolg­reich stillen

Falsch. Die zum Stillerfolg ent­schei­den­de Brustdrüse ist bei Frauen vom Volumen her im Allgemeinen nicht so sehr unterschiedlich. 

Die Menge an Fettgewebe, die über die Größe der Brust ent­schei­det, dage­gen schon.

  • Wenn die Mutter nicht das Richtige isst, bekommt das Baby Blähungen

Falsch. Die Ernährung der Mutter hat vor allem Einfluss auf deren eige­nes Wohlbefinden.

Und damit indi­rekt auf das von ihrem Baby. 

Nahrungsmittel, die in Deutschland von stil­len­den Müttern zu mei­den sein sol­len, wer­den in ande­ren Kulturen ganz nor­mal geges­sen — ohne dass das Baby Probleme hat.

Essen Sie also lie­ber aus­ge­wo­gen und genussvoll.

  • Gestillte Kinder werden abhängig

Falsch. Jedes Baby ist abhängig.

Egal wie es ernährt wird. 

Bei Menschen dau­ert die­se Abhängigkeit enorm lang. 

Stillen ist aber sicher­lich die ein­fachs­te Maßnahme, das Baby mit allem zu ver­sor­gen, was es braucht.

  • Spätestens nach sechs Monaten ist Muttermilch nicht mehr gehaltvoll genug

Falsch. Muttermilch ist jeder­zeit opti­mal auf die Bedürfnisse des Babys/Kindes abgestimmt.

Und kann gera­de im begin­nen­den Beikostalter ver­hin­dern, dass es zu einem Kaloriendefizit kommt.

  • Der Schadstoffgehalt der Muttermilch steigt mit zunehmender Stilldauer

Falsch. Das Gegenteil ist der Fall. 

Um mög­lichst unbe­las­tet stil­len zu kön­nen, emp­fiehlt es sich, bereits vor der Schwangerschaft ent­spre­chen­de Maßnahmen zu ergreifen.

So kön­nen Sie Ihren Körper opti­mal auf die Schwangerschaft vor­be­rei­ten und das Baby schützen.

Die vie­len Vorteile des Stillens wie­gen jedoch auch eine vor­han­de­ne Belastung in der Regel auf.

  • Wenn die Mutter Medikamente einnehmen muss, muss sie abstillen

Falsch. Die aller­meis­ten Medikamente ver­tra­gen sich mit dem Stillen. 

Es gibt eini­ge weni­ge Medikamente, bei denen es not­wen­dig ist, eine Stillpause ein­zu­le­gen und noch weni­ger, bei denen es nötig ist, ganz abzustillen.

Diese Liste lie­ße sich belie­big fortsetzen.

Tipp:

Glauben Sie nicht alles, was Sie hören. 

Es gibt siche­re Quellen für sehr gute Informationen wie z. B. der Berufsverband der deut­schen Laktationsberaterinnen BDL, das euro­päi­sche Institut für Stillen und Laktation (EISL) oder die La Leche Liga.