Stillen — System von Angebot und Nachfrage
Stillen ist ein ausgeklügeltes und über zig tausende von Jahren erprobtes System von Angebot und Nachfrage. Ohne das gäbe es uns alle nicht. Egal, ob Sie stillen oder nicht, ist das ein faszinierender Gedanke, finde ich.
In der Schwangerschaft bereitet sich Ihr Körper und damit auch Ihre Brust schon auf die Aufgabe vor, die da wahrscheinlich kommen wird.
Vielleicht haben Sie auch in Ihrer Schwangerschaft bemerkt, dass Ihre Brüste spannen, an Größe zugenommen haben oder schon ein wenig Milch ausgetreten ist, lange bevor das Baby da war.
Mit der Geburt und vor allem mit dem Geboren-werden der Plazenta, setzt die eigentliche Milchbildung ein.Diese Milch ist das Kolostrum. Es ist leicht gelblich und fließt nicht in Strömen. Es ist aber besonders wichtig für das Baby und kleidet seinen Darm mit wichtigen Bakterien aus und unterstützt optimal das Immunsystem.
Nach zwei bis drei Tagen (manchmal auch noch etwas später) beginnt die Bildung der sogenannten reifen Muttermilch.
Die Übergangsphase vom Kolostrum zur reifen Milch dauert ungefähr 10 — 14 Tage.
Die Milch ist jetzt immer weniger gelblich, sieht dünnflüssiger aus (hat aber nichts mit den Kalorien zu tun, Muttermilch enthält sehr viele Kalorien!), die reife Milch sieht dann manchmal sogar ein wenig bläulich aus.
Damit die Milchproduktion von Anfang an gut in Gang kommt, ist es wichtig, das Baby schon in den ersten 24 Stunden seines Lebens häufig anzulegen.
Falls das nicht möglich ist: Kolostrum von Hand entleeren und sammeln, damit das Baby es bekommen kann, lassen Sie sich zeigen, wie das geht).
In den ersten vier bis sechs Wochen nach der Geburt baut sich die volle Milchproduktion auf und regelt sich von einer anfänglichen Überproduktion bis zu der Menge, die das Baby braucht.
Auf diese Weise ‘übt’ Ihr Körper schon mal für die Zeit, wenn sich der Bedarf Ihres Babys steigert.
Je häufiger jetzt die Brust entleert wird, umso mehr Milch wird gebildet.
Das Saugen des Babys allein ist aber nicht ausreichend. Damit das Baby (bzw. Sie selbst per Hand oder eine Pumpe) die Brust entleeren kann, muss der sogenannte Milchspendereflex ausgelöst werden. Was das genau ist, erfahren Sie
⇒ hier: Der Milchspendereflex
Er sorgt dafür, dass gleichzeitig eine größere Menge Milch entleert werden kann.
Um gut zu funktionieren, ist ein unterstützendes und entspannedes Umfeld für Sie und Ihr Baby eine ideale Voraussetzung. Außerdem hören Sie Ihr Baby bei der Nahrungsaufnahme regelmäßig schlucken, vielleicht auch mit kleinen Pausen.
Ihr Baby hat aber auch ein Saugbedürfnis über das Nahrungsbedürfnis hinaus.
Im engen Kontakt mit Ihnen kann es Erfahrungen machen, die anders nicht so leicht befriedigt werden können.
Lesen Sie dazu hier: Stillen ist mehr als Nahrungsaufnahme
Auch wenn Ihr Baby wächst, sind Sie bestens gerüstet: Ihr Baby wird häufiger an die Brust wollen als vorher.
Nach zwei, drei Tagen hat sich dann die Milchproduktion wieder seinem Bedarf angepasst.
Wenn Sie weniger Stillen möchten, läuft alles in umgekehrter Reihenfolge. Sie legen einfach seltener an.
In Ihrer Brust befinden sich Druckrezeptoren, die dafür sorgen, dass die Milch, die das Baby nicht getrunken hat, wieder zurückgebildet wird.
Wenn Ihr Baby bespielsweise krank wird und oft trinken möchte, können Sie die Milchmenge auf diese Weise steigern.
Wenn es später wieder weniger trinkt, wird weniger Milch entleert, also wird auch wieder weniger gebildet.