Zwillinge/Mehrlinge stillen
Geht denn das überhaupt? Zwillinge? Oder noch mehr Mehrlinge?
Eindeutige Antwort: Ja!
Haben Sie Vertrauen in die Fähigkeiten Ihres Körpers!
Die meisten Mütter können auch für Mehrlinge ausreichend Milch bilden.
Einschränkung: es kommt natürlich auch darauf an, wie Sie und Ihre Kleinen nach der Geburt drauf sind.
Was natürlich kein Argument gegen das Stillen ist, den Stillbeginn aber besonders machen kann.
Viele Zwillinge und die meisten höhergradigen Mehrlinge kommen mehrere Wochen zu früh auf die Welt.
Das muss sich nicht zwangsläufig negativ auswirken, kann es aber. Und je früher die beiden geboren wurden, umso mehr wird es das tun.
Ebenso kann es sein, dass auf Grund der Lage der Kinder ein Kaiserschnitt gemacht wird – mit allen Einschränkungen, die das bedeuten kann.
Sie stehen also in jedem Fall einer Herausforderung gegenüber.
Ich will Sie an dieser Stelle nicht abschrecken, aber Sie werden anfangs nicht viel mehr tun, als zu stillen. Zumindest haben Sie wahrscheinlich das Gefühl, dass es so ist.
Organisieren Sie sich also möglichst schon im Vorfeld tatkräftige Unterstützung.
Wenn Sie in der Schwangerschaft längere Zeit liegen mussten, sind Sie vermutlich auch nicht ganz so schnell wieder fit.
Es ist enorm entlastend, wenn sich alles, was in einem Haushalt mit mehreren Babys anfällt, auf möglichst viele Schultern verteilt.
Leider hat der Gesetzgeber die doppelte Elternzeit wieder abgeschafft. Schade.
Wenn Sie eventuell noch ein größeres Kind haben, gibt es auch die Möglichkeit, den Arzt zu bitten, eine Haushaltshilfe zu verordnen.
Selbst einige Stunden pro Woche sind eine Entlastung. Ganz zu schweigen von Spülmaschine, Wäschetrockner und Tiefkühlschrank.
Ansonsten ist Stillen mit zwei Babys nicht so viel anders als mit einem.
Außer dass frau eben nach einem noch nicht fertig ist. Anfangs kann es zum Üben hilfreich sein, nur ein Baby anzudocken und das zweite erst danach zu stillen.
Wenn Sie etwas mehr Übung haben, kann es sich lohnen, beide zusammen anzulegen:
- regt die Milchproduktion optimal an
- verhindert, dass ein Baby hingehalten werden muss
- spart eine Menge Zeit
Inzwischen gibt es tolle Stillkissen für Zwillinge: my breast friend (und ja, ich mache an dieser Stelle mal Werbung für eine bestimmte Marke, es gibt dafür eine Reihe von Bezugsquellen im Internet).
Dieses Kissen wird umgeschnallt, kann also nicht mehr verrutschen und beide Babys haben Platz.
Kein mühsamer Aufbau, der immer wieder rutscht oder ein Baby mit dem Kissen absackt oder zwischen Ihren Bauch und das Kissen sinkt.
Sie sind sofort startklar und haben beide Hände frei. Natürlich sind Sie trotzdem frei in der Wahl irgendeines beliebigen anderen Kissens.
Wenn Ihre Babys sehr unterschiedlich trinken, unterstützt das stärkere beim Stillen das schwächere.
Der Milchfluss wird an beiden Seiten gleichzeitig ausgelöst, so dass das noch saugschwächere Baby von seinem Geschwister profitiert und nur noch schlucken muss.
Tauschen Sie bei jedem Stillen die Seiten, damit die Brüste optimal angeregt werden.
Nur wenn sie entleert werden, bildet sich mehr Milch.
D. h. auch, dass es wichtig ist, darauf zu achten, die Babys schlucken zu hören als sicheres Zeichen von Milchübertragung.
Je früher die Babys geboren werden, umso mehr erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Stillstart vielleicht nicht ganz optimal verläuft.
Dafür kommen vor allem diese Ursachen in Frage:
- Kaiserschnitt
- Frühgeburt
- Sie und Ihre Babys wurden voneinander getrennt
- Stress durch möglicherweise extreme Bedingungen (z. B. sehr frühe Frühgeburt: < 28 SSW)
- Ein Baby allein kann schon eine Herausforderung sein, zwei oder mehr sind es ganz sicher
Sorgen Sie dafür, dass Sie selbst möglichst schnell wieder auf die Beine kommen.
Lassen Sie sich dabei helfen, so schnell wie möglich
- Milch aus der Brust zu entleeren, am besten anfangs per Hand bzw. später mit der Milchpumpe: Milch ist ein MEDIKAMENT für Ihre frühgeborenen Babys
- Haut-zu-Haut-Kontakt so früh wie möglich (ist natürlich abhängig vom Befinden der Babys), das kann auch der Papa machen (Känguruh-Methode, wird inzwischen in vielen Kliniken angeboten)
Überfordern Sie sich nicht.
Es kann unglaublich anstrengend sein, je nach Situation. Ich bin sicher, Sie geben Ihr Bestes. Sorgen Sie gut für sich und lassen Sie sich helfen!
Klingt nach Wiederholung, ich weiß.
Suchen Sie in Ihrem Umfeld nach Unterstützung, möglichst schon vor der Geburt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie enorm wichtig und unterstützend das ist. Und meine Töchter wurden nur drei Wochen vor dem Termin geboren.
Je besser die Milchbildung am Anfang klappt, umso einfacher wird der Übergang von der Klinik/Kinderklinik nach Hause sein.
Gestatten Sie sich eine Übergangszeit.
Und nochmal: lassen Sie sich helfen. Ein schwieriger Start kann Ihr ganzes Zusammenleben mit Ihren Kindern beeinflussen bis hin zu Traumatisierungen.
Nehmen Sie sich Zeit für viel Hautkontakt.
Er fördert Nähe und damit Bindung, was ein Schlüssel für vieles andere ist und hilft, zu heilen.
Alles Gute.