Vorbereitung auf das Stillen

 

Wieviele Mütter haben Sie bis­her beim Stillen, beson­ders mit ihren ganz jun­gen Babys, beob­ach­ten können?

Wahrscheinlich sehr weni­ge bis gar keine. 

Stillen ist zwar durchaus instinktiv, wird aber vor allem durch Beobachtung gelernt. 

Nur — wenn Sie in einer nor­ma­len Kleinfamilie leben, gibt es in der Regel nicht so viel zu beob­ach­ten, wenn nicht gera­de in Ihrem engs­ten Umkreis jemand ein Baby bekom­men hat.

Stillvorbereitung schließt die Lücke zwischen dem Mangel an Vorbildern.

Und den Märchen und Mythen aus dem Stillreich, die Sie best­simmt auch schon gehört haben (s. Märchenstunde beim Stillen).

Mütter, die sich bereits in der Schwangerschaft auf das Stillen vorbereiten, stillen öfter und auch insgesamt länger.

Die meis­ten Frauen kön­nen stil­len, wenn sie das auch wol­len. Sie benö­ti­gen dazu gute Stillinformation  und wer­den bei Problemen von ihrer Hebamme oder einer Sillberaterin unterstützt.

Was kön­nen Sie denn nun kon­kret tun?

  • Lesen Sie ein gutes Stillbuch

Da sind z. B. zu nen­nen Guóth-Gumberger/Hormann, Eugster/Both oder Brandt-Schenk. Sehen Sie sich die ver­schie­de­nen Bücher an und ent­schei­den Sie, wel­ches Sie viel­leicht anspricht.

  • Besuchen Sie eine Stillgruppe

Hier erle­ben Sie stil­len live. Und die Mütter sind gern bereit, ihre reich­hal­ti­gen Erfahrungen mit Ihnen zu teilen. 

Scheuen Sie sich nicht, alle Ihre Fragen zu stel­len.

Hier haben Sie auch direkt eine Anlaufstelle, wenn Ihr Baby da ist.

Stillgruppen wer­den von den ehren­amt­li­chen Organisationen wie La Leche Liga oder AFS ange­bo­ten, vie­le Still- und Laktationsberaterinnen bie­ten Gruppen an oder in Ihrer Entbindungsklinik gibt es eine fun­diert gelei­te­te Gruppe.

  • Brustwarzen vorbereiten ist keine gute Idee

Ihr genia­ler Körper berei­tet wäh­rend der Schwangerschaft durch die Hormone auch die Brust vor. So wird Pigment ein­ge­la­gert und auch die obers­te Hautschicht (Hornschicht) ver­dickt sich.

Waschen Sie die Brust täg­lich mit kla­rem Wasser. 

Oder mas­sie­ren Sie gele­gent­lich sanft z. B. mit etwas Mandelöl. 

Sie lernen dadurch Ihre Brust gut kennen. 

Wissen, wie sie reagiert und wie sie sich im Laufe der Schwangerschaft verändert.

Wenn wäh­rend der Schwangerschaft bereits Kolostrum aus­tritt, kön­nen Sie die­ses auch zur Pflege der Brust nutzen.

Abhärtungsmaßnahmen wie z. B. Zitronensaft oder Bürstenmassagen, die frü­her pro­pa­giert wur­den, scha­den Ihrer Brust.

Neben Schmerzen kön­nen in dem emp­find­li­chen Gewebe klei­ne Risse ent­ste­hen, die z. B. das Eindringen von Keimen fördern.

Auch die Belastung durch das Stillen kann nicht vor­her simu­liert wer­den. Hilfreich ist spä­ter opti­ma­les Anlegen, um Schmerzen zu ver­hin­dern und für einen guten Milchfluss zu sorgen.

  • Brustwarzenformen

Brustwarzen sind sehr sehr unter­schied­lich geformt. 

Es gibt keine Form, die für das Stillen ungeeignet ist. 

Manche Formen kön­nen jedoch das Anlegen etwas erschwe­ren, weil die Brustwarze gar nicht oder nicht sehr weit hervortritt.

Eine von Medikamenten unbe­ein­fluss­te Geburt und direk­ter Hautkontakt bie­ten die opti­ma­len Voraussetzungen, dass Ihr Baby ohne wei­te­re Hilfen an die Brust geht.

Ich weiß, nicht immer lässt sich das auf Anhieb so umset­zen.

Doch gera­de dann ist unein­ge­schränk­ter Hautkontakt eine pri­ma Idee, bevor irgend­wel­che Hilfsmittel ein­ge­setzt werden.

Im letz­ten Drittel der Schwangerschaft kann manch­mal ein soge­nann­ter Brustwarzenformer (das sind Schalen, die einen leich­ten Druck auf die Brust aus­üben und so die Brustwarzen vor­tre­ten las­sen) hilf­reich sein. 

Fragen Sie danach, ob die­se für Sie geeig­net sind.

  • Klarheit

Je kla­rer Ihre eige­ne Entscheidung zum Stillen ist, umso leich­ter wird es Ihnen gelin­gen, selbst wenn Probleme auf­tau­chen soll­ten, die­se zu überwinden.

Teilen Sie der Geburtsklinik schrift­lich mit, was Ihre Vorstellungen sind (z. B. kein rou­ti­ne­mä­ßi­ges Zufüttern, kei­ne Flaschen, kei­ne Schnuller, unein­ge­schränk­ter Mutter-Kind-Kontakt etc.)

Dazu gehört auch, sich schon in der Schwangerschaft Gedanken dar­über zu machen, wie Sie mit Ihrem Besuch umge­hen möchten.

Viel unge­stör­ter Kontakt in den ers­ten zwei, drei Wochen ermög­licht Ihnen und Ihrem Partner, sich selbst als Eltern und das Baby inten­siv ken­nen­zu­ler­nen, eine tie­fe Bindung ein­zu­ge­hen und eine ers­te Routine zu entwickeln.

Vielleicht mögen Sie eine gene­rel­le Besuchsregelung tref­fen (auch für das Krankenhaus, sonst kom­men oft gera­de am Wochenende alle Lieben aus nah und fern) oder auch eine indi­vi­du­el­le (z. B. nur Familie).

Unterstützung zu Hause ist wun­der­bar, falls die­se sich nicht zu scha­de ist, für Essen zu sor­gen, zu waschen und die neue Familie lie­be­voll zu umsorgen. 

Besuch, der Ihnen schon beim blo­ßen Gedanken Stress macht, ist sicher bes­ser zu einem spä­te­ren Zeitpunkt willkommen.

Geben Sie sich und Ihrem Baby eine Chance, dass sich das Stillen in die­sen ers­ten Tagen ein­spie­len kann und die­ser emp­find­li­che Mechanismus so wenig wie mög­lich gestört wird.