Frühgeborene stillen
Vielleicht fühlst du dich gerade noch überrollt von den Ereignissen, weil dein Baby zu früh geboren ist.
Für dein Frühchen ist deine Milch wie ein Medikament.
Und Pumpen oder (wenn schon möglich) Stillen können dir helfen, das Gefühl zu haben, etwas für dein Baby tun zu können.
Etwas, dass nur du allein tun kannst. Dass dein Baby deine Milch bekommt, kann auch hilfreich sein, dieses ganze unerwartete Geschehen leichter annehmen zu können.
Und das Erstaunliche daran ist, dass die Natur sogar darauf vorbereitet ist, dass ein Baby zu früh kommen kann.
Deine Milch hat eine andere Zusammensetzung, als die Milch für ein zum Termin geborenes Baby.
Dein genialer Körper weiß, dass dein Baby zu früh auf diese Welt gekommen ist.
So ist z. B. der Gehalt an verschiedenen Inhaltsstoffen wie Antikörper und Eiweiß höher, als der von reifer Muttermilch.
Dies schützt dein Baby vor Infektionen.
Außerdem ist die Konzentration vieler Vitamine und Mineralstoffe an die Bedürfnisse des Babys angepasst (nicht alle).
Auch die Zusammensetzung der Fette fördert optimal das Wachstum und die Hirnfunktionen deines frühgeborenen Babys.
Was heißt das aber jetzt genau für dich und dein Baby?
Das kommt natürlich vor allem darauf an, wie viel zu früh es geboren wurde.
Und was es schon außerhalb deines Leibes in der Lage ist, zu bewerkstelligen.
Je mehr Wochen dein Baby zu früh gekommen ist, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass du direkt von Anfang an stillen kannst.
Doch du kannst in jedem Falle etwas tun.
Und so ein Stück deiner Macht wieder zurückgewinnen.
Du kannst deine Milch abpumpen.
Lass dir am besten möglichst bald nach der Geburt, sobald du dich selbst dazu körperlich einigermaßen in der Lage fühlst, alles genau erklären.
Und beginne damit, so oft wie möglich (idealerweise acht Mal/24 Stunden, davon einmal in der Nacht) deine Brust zu entleeren.
Achte dabei auf eine gute Händehygiene, damit deine Milch nicht weggeschüttet werden muss, weil sie mit Keimen kontaminiert war.
Deine Milch ist sooooo kostbar!
Auch dann, wenn es nur eine geringe Menge ist.
Jeder einzelne Tropfen ist wertvoll.
Es ist deine Milch und das Beste, was du neben deiner Liebe anzubieten haben.
Niemand anderer kann das. Deine Milch kann entscheidend zum guten Überleben deines Babys beitragen.
In den ersten vier bis sechs Wochen ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, eine gute Milchmenge, auch für später, aufbauen zu können.
Am Anfang kann das viel mehr sein, als dein Baby aktuell braucht.
Doch je nachdem, wie lange es in der Klinik bleiben muss, kann euch das über Durststrecken tragen.
Scheue dich nicht, im Krankenhaus Fragen zu allen Themen zu stellen und so lange dran zu bleiben, bis eine für dich befriedigende Antwort dabei herauskam.
Nutze sowohl in der Klinik als auch zu Hause möglichst ein Doppelpumpset.
Das erspart Zeit.
Lass dir genau erklären, wie du auch zu Hause dafür sorgen kannst, dass keine Keime in die Milch gelangen, die du ins Krankenhaus mitbringst.
Und vor allem: sei nicht enttäuscht, wenn du anfangs nicht viel Milch entleeren kannst.
Die Milch, die zu Beginn kommt, das Kolostrum, ist gelblich und es ist ganz normal, dass die Menge nicht besonders groß ist.
Es kann sein, dass eine größere Milchmenge einige Tage auf sich warten lässt.
Das kann damit zusammenhängen, dass dein Alltag nicht gerade stressfrei verläuft, wenn dein Baby zu früh geboren wurde.
Es kann manchmal bis zu acht Tagen dauern.
Wenn du deine Milch abpumpst, fühlt sich das wahrscheinlich auch nicht gerade als ein natürlicher Vorgang an. Sehr verständlich.
Sorge gut für dich und für möglichst viel Ruhe und Entspannung, denn dann geht es leichter.
Du hilfst auch deinem Baby sehr, wenn du gut für sich sorgst.
Heute sind erfreulicherweise auch für extrem kleine Frühchen (unter 1.000 g) die medizinischen Voraussetzungen für eine gute Lebenschance gegeben.
Trotzdem kann der Weg an die Brust manchmal lang und steinig sein.
Und es kann Rückschläge geben.
Trotzdem zeigt die Erfahrung vieler Mütter, wie sehr es sich auch lohnen kann, dran zu bleiben und Durststrecken zu überwinden.
Unterhalb der 30. Schwangerschaftswoche sind viele Fähigkeiten eines Babys noch nicht ausgereift.
Deshalb braucht es viel Zeit, damit du und dein Baby ein Stillpaar werden können.
Tipps für Ihren Erfolg:
- Häufiges Abpumpen, wenn (noch) nicht gestillt werden kann
- soviel Hautkontakt wie möglich, z. B. über das Känguruhen, das an vielen Kliniken angeboten wird
- Wenn das Baby sondiert werden muss und seine Körperfunktionen stabil sind, wenn es außerhalb des Brutkastens ist: sondieren während es an Ihrer Brust liegt
- Nach Möglichkeit stillfreundliche Zufütterung wählen
- Geduld, Geduld, Geduld
- Freu dich über die Erfolge, auch wenn sie noch so klein sein mögen
- Leg immer wieder an, viele Frühgeborene lecken am Anfang nur, doch das ist bereits ein Erfolg
- Vernetze dich sich nach Möglichkeit mit Müttern, die es geschafft haben. Das macht Mut.
- Sorge gut für dich selbst, iss, trink und schlafe ausreichend
- Such dir Hilfe oder lass deine Familie/Freunde danach suchen