Festival der Sinne — Geburt
Hast du schon mal aus der Sicht deines Babys die Geburt, das Ankommen hier auf dieser Welt betrachtet?
Nicht?
Es ist ein wahres Festival unterschiedlicher Reize auf allen Kanälen.
Bereits mit der Zeugung geht es los.
Und schon in der Blastozyste werden Informationen gespeichert.
Nein, kein Witz!
Schon zu diesem Zeitpunkt beginnt der in der Information der Zelle bereits vorhandene Körper, sich auf das Dasein und die Anforderungen hier vorzubereiten.
Auch jede Bewegung, die später im menschlichen Leben notwendig und nützlich ist, übt das Baby hier bereits — in der Schwerelosigkeit.
Alle Informationen und Sinneseindrücke werden in der Zelle abgelegt.
David Chamberlain ordnete Feten ganze zwölf Sinne zu, nicht nur fünf.
Wie ist es sonst möglich, dass z. B vierjährige Kinder wissen, dass sie per ICSI (Intrazytoplasmatische Sperma-Injektion) gezeugt wurden?
Ohne, dass es ihnen jemand erzählt hat.
Wer noch mehr zu diesem Thema erfahren möchte, dem sei Jaap van der Wal empfohlen (Embryologie — Embryosophie), ein Embryologe, der seit vielen Jahren auf dem Gebiet forscht.
Und die inzwischen weitreichenden Erkenntnisse der pränatalen Psychologie (z. B. über die ISPPM.) tragen heute zu einem ganz anderen Verständnis von Babys bei, als noch vor einigen Jahren.
Nach und nach beginnen alle Sinne zu funktionieren.
Der Spürsinn über die Haut ist sehr, sehr früh entwickelt.
Die Haut entwickelt sich übrigens aus dem gleichen Keimblatt, wie das Nervensystem und das Gehirn.
Sie ist also gleichzeitig die Verbindung nach außen wie nach innen.
Alles ist mit allem verbunden.
Geschmack, Gehör, Geruch und Sehen folgen.
Das Baby schluckt Fruchtwasser und nimmt so bereits im Mutterleib Kontakt auf zur äußeren Welt des Geschmacks, da manche Stoffe die Plazenta offenbar passieren können.
Es nutzt seinen Mund zum Bespüren und Erkunden. David Chamberlain nennt das “mouthing”.
All dies wiederholt sich nach der Geburt, wenn dein Baby auch gestillt wird.
Es ist die natürliche Fortsetzung der Verbindung aus der Schwangerschaft.
Es gibt Vermutungen, nach denen die Drüsen, die sich rund um die Mamille (Brustwarze) bilden, einen ähnlichen Duft verströmen wie das Fruchtwasser.
Das hat also Wiedererkennungswert.
Durch deine Bauchdecke dringen in der Schwangerschaft sowohl Geräusche als auch Licht nur gedämpft ein.
Doch das Baby bekommt es mit.
Obwohl die Augen geschlossen sind, stoßen 14 — 16 Wochen alte Feten z. B. Biopsienadeln weg.
Viele Babys finden klassische Musik toll, veranstalten aber z. B. bei Heavy Metal einen Aufstand.
Die Muskulatur der Gebärmutter umschließt dein Baby mit der Zeit immer fester — je mehr Dehnung im Laufe deiner Schwangerschaft stattfindet.
So überträgt sich jede deiner Bewegungen auch auf dein Kind.
Das regt beispielsweise den Gleichgewichtssinn an.
Vermutlich lieben es Babys deshalb auch so sehr, in einem Tragetuch oder Tragehilfe herumgetragen zu werden, weil sie das an die Gebärmutter erinnert — ganz zu schweigen vom Körperkontakt.
Die wenigsten von ihnen lassen sich gern ablegen.
Klar, am Körper getragen werden ist wie eine Fortsetzung der Schwangerschaft im Außen. Alle Sinne werden im Schutz deines Körpers angeregt.
Die Geburt bildet den Übergang vom Zustand der Schwerelosigkeit im Mutterleib in die Schwerkraft.
Das ist eine grandiose Anpassungsleistung des Körpers deines Babys.
Der enge Durchtritt durch den Geburtskanal stimuliert dabei den gesamten Körper, die Haut, die Organe und bereitet so vor allem auch die Lungen auf die Übernahme der Atmung von Luft vor.
Das, was kommt, wenn das Baby geboren ist, ist dann ein weiteres Festival der Sinne. Zumindest dann, wenn alles einigermaßen natürlich abläuft. (Wenn nicht: dieses nachgeburtliche Festival kannst du zumindest teilweise nachholen!)
Auf diesen Moment der Geburt sind du und dein Baby in Jahrtausenden vorbereitet.
Dein Baby ist geboren und wird auf deinen Bauch gelegt oder du nimmst es selbst auf, z. B. bei einer Wassergeburt.
Dieser Augenblick ist an Ursprünglichkeit, Tiefe, Seele und Ewigkeit mit nichts vergleichbar.
Der Kontakt mit diesem Wesen das zwar schon sehr konkret in deinem Bauch heranwuchs, aber dennoch durch seine Unsichtbarkeit auch etwas Surreales hat, ändert sich jetzt.
Der Kontakt mit deiner Haut, der vertraute Geruch, deine Stimme — das ist das Universum deines Babys nach der Geburt.
Und für dich ist dein Baby gerade jetzt das Universum.
Wenn die Geburt ungestört verlaufen konnte, wird dein Baby wahrscheinlich innerhalb der ersten 30 Minuten seines Lebens beginnen, sich in Richtung deiner Brust zu robben — von allein.
Auch wenn du nicht stillen möchtest, kann dieses Erleben unvergesslich sein.
Oder auch diese Entscheidung nochmal ändern.
Die Zeit ist zeitlos in diesem Anfang.
Manche Babys öffnen bei entsprechend gedämpftem Licht ihre Augen, die dunkel und wissend in diese Welt schauen.
Beim Hineinsehen wird das Universum Wirklichkeit — die Welt, aus der dieses Baby kommt.
Es ist, als ob einen diese Tiefe magisch in den Bann der Ewigkeit zieht.
Die Zeit bleibt stehen — kein Augenblick, kein Moment — Ewigkeit.
Das Baby stützt sich mit den Armen ab, sanft geleitet von dir und sucht mit weit geöffnetem Mund deine Brust. Angeborenes Verhalten.
Alle Sinne deines Babys werden in einem wahren Rausch angesprochen.
Sehen — es ist jetzt endlich da.
Hören — sein Schreien, die Babylaute beim Suchen der Brust, das Schmatzen, das Schlucken beim Trinken.
Schmecken und Riechen — für dein Baby etwas Vertrautes auch in einer lauten, schnellen Welt wiederfinden.
Für dich die Vermischung deines eigenen Duftes mit dem deines Kindes.
Fühlen — Da Sein. Sicherheit. Hingabe.
Jeden Tag wieder neu.
Je ungestörter und vertrauensvoller all dies ablaufen kann, umso besser sind die Voraussetzungen für gesundes Dasein.
Dieser Beitrag nimmt teil an der Blogparade von Eva Laspas zum Thema Gesundheitsförderung:
Festival der Sinne
Herzliche Einladung an alle, dort vorbeizuschauen. Viel Spaß mit Evas Seite.